Portugiesisch Club International
Das Tchiloli-Theater auf São Tomé e Príncipe
Jacqueline Gomes
Auf São Tomé e Príncipe hat sich während der Kolonialzeit eine Theatertradition herausgebildet, die kurioserweise auf einen Text von 1540 des Dramaturgen Baltasar Dias zurückgeht und Geschichten aus der Zeit des Kaisers Karl dem Großen wiedergibt: das Tchiloli. Hier teilen sich mittelalterliche Edelmänner und sonnenbrillentragende Anwälte die Bühne, rezitieren archaische Verse und drücken im Tanz eine uralte Spiritualität aus, während sie moderne Accessoires wie Telefone und Schreibmaschinen nutzen. Es wäre jedoch falsch, das Tchiloli auf ein „buntes und faszinierendes Spektakel“ oder eine „Verschmelzung europäischer mit afrikanischer Kultur“ zu reduzieren, wie es seinerzeit im Sinne des Luso-Tropikalismus, einer Ideologie, die den portugiesischen Kolonialismus verharmlost, geschah und bis heute geschieht. Jacqueline Gomes hat sich in ihrer Masterarbeit auf Basis post-kolonialer Theorien und aus einer afrozentrischen Perspektive damit auseinandergesetzt, was im Tchiloli unter der Oberfläche stattfindet: Diskurse, die vorherrschende Positionen über Kunst, Erinnerung, Kultur, Identität, Lusofonie und Afrika widerspiegeln, herausfordern, untergraben und neuerschaffen. Illustriert wird der Vortrag mit Fotografien von Felix Vollmann, welche die Tchiloli-Darsteller der Formiguinha da Boa Morte eindrucksvoll portraitieren und zum Nachdenken über koloniale Kontinuitäten anregen sollen.
1 Abend, 16.05.2025 Freitag, 18:30 - 21:30 Uhr | |
1 Termin(e) | |
4 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten (3 Stunden) | |
Dr. Sebastião Iken | |
A-471004 | |
VHS Studienhaus am Neumarkt, Cäcilienstr. 35, 50667 Köln, Altstadt/Süd | |
Es fallen keine Kosten an. |